Gestensteuerung aus Sicht der Nutzer – Leap Motion im User-Experience-Test

Gestensteuerung aus Sicht der Nutzer – Leap Motion im User-Experience-Test

Lange angekündigt, endlich da: Mit Leap Motion steuern Nutzer ihren PC mittels Gesten. Der Leap Motion Controller wird vor dem Bildschirm positioniert und baut ein Infrarot-Feld auf, das Bewegungen von bis zu zehn Fingern registriert.   
„Leap“ bedeutet im Deutschen „Überspringen“. Der Name des Produkts kündigt so einen technischen Fortschritt an: Die neue Technologie könnte in Zukunft die Maus ergänzen und neue Formen der Mensch-Computer-Interaktion ermöglichen.  

Doch wie kommen die Nutzer mit Leap Motion zurecht? Entspricht das Produkt ihren Anforderungen und Erwartungen? Wie nehmen sie die Interaktion mit Leap wahr? Wir machten den Test und evaluierten die User Experience von Leap Motion mit 16 Teilnehmern. Dabei konnten wir zu den Themen „Ausprobieren“, „Interagieren“ und „Benutzen“ Folgendes beobachten:

Ausprobieren
  • Beim ersten Ausprobieren waren alle Teilnehmer positiv überrascht.
  • Zu Beginn interagierten die Teilnehmer mit der ganzen Hand und erwarteten nicht, dass einzelne Finger erfasst werden.
  • Den Teilnehmern war unklar, in welchem Bereich Leap Motion die Bewegung erfasst. Dadurch bewegten sie sich unbeabsichtigt außerhalb des erfassten Bereichs und die Interaktion brach ab.
  • Die Hand im Interaktionsraum behinderte bei einigen Teilnehmern die Sicht auf den Bildschirm.

Interagieren

  • Gesten, die das Greifen nach einem Objekt simulieren, wurden intuitiv verstanden.
  • Es gibt kein einheitliches Set von Gesten. Jede App verwendet ein eigenes Gesten-Vokabular zur Interaktion. Das bedeutet eine ständige Herausforderung, sich Gesten zu merken bzw. neue zu lernen.

Benutzen
  • Gesten mussten sehr genau ausgeführt werden, sonst werden sie nicht erkannt oder fehlinterpretiert. Diese Präzision ist aber ermüdend und benötigt Gewöhnung.
  • Die Ausführung der Gesten konnte auf Dauer überraschend anstrengend werden. Gerade wenn man eine Geste öfters wiederholen musste bis das System sie erkennt, ermüdete die Handmuskulatur sehr schnell.

In einem zweiten Schritt bewerteten die Teilnehmer mit Hilfe des Online-Bewertungstools AttrakDiff, wie sie Usability, Design und Attraktivität des Produkts wahrnehmen. Die Ergebnisse des AttrakDiff bestätigen die Beobachtungen aus dem User-Experience-Test: Die Teilnehmer nehmen Leap Motion als „sehr selbstorientiert“ wahr. Das lässt vermuten, dass die Nutzer weniger den praktischen Wert, sondern eher den Spaßfaktor sehen.
Aus den Ergebnissen leiteten wir Empfehlungen für eine benutzerfreundliche Gestaltung von gestischer Interaktion ab:
Natürliche Gesten tragen zu einer positiven User Experience bei und können schnell erlernt werden. Darunter fallen Gesten, die das Greifen nach Objekten simulieren, oder die zeitgleiche Interaktion mit beiden Händen.
Unser Fazit: Leap Motion hat großes Potenzial, Nutzer in bestimmten Anwendungsfällen durch ein positives Nutzungserlebnis zu begeistern. Es erkennt Bewegungen präzise. Die Interaktion mit Gesten begeistert die Nutzer, frustriert aber auch ebenso schnell. Ein einheitliches Grund-Vokabular von Interaktionsgesten wird die Steuerung der verschiedenen Apps erleichtern. 
Die gesamten Ergebnisse der Studie finden Sie auf uid.com