Golem-Artikel zur Usability des neuen Firefox 3.1

Der Newsdienst „Golem“ hat ein Interview zur Neugestaltung (der Usability) des Interfaces des aktuellen Mozilla-Browsers „Firefox 3.1“ (erinnert sich noch jemand an die Zeit, als das Ding Netscape war?) veröffentlicht.
Darin stellt Aza Raskin (Sohn des bekannten Jef Raskin) seine Ansichten zur Usability vor. Aussagen wie „Schau was deine Nutzer machen, aber frage sie nie, was sie wollen“ oder „Undo statt Warnung“ lassen sich dann auch ungesehen unterschreiben.

Bedenklicher sind allerdings Plattituden wie „Das beste Interface ist kein Interface„. Denn, Sorry, darauf kann man nur mit einer logischen Plattitude antworten: „Jedes Interface IST ein Interface“. So kommt man dem Kern der Sache nicht näher. Besser wäre wohl, dass die Belastung des Nutzers durch das Interface möglichst gering sein soll. OK.

Besonders fragwürdig ist allerdings die Aussage „Raskin plädiert dafür, Interface-Design mehr als Wissenschaft zu betrachten und weniger als Kunst.“ mit einem Verweis auf GOMS (=Goals, Operators, Methods and Selection Rules). GOMS ist nicht ohne Grund nie zu einem echten Maßstab für die Entwicklung von Interfaces außerhalb akademischer Einrichtungen geworden. Die Idee der „User Experience“ besagt ja gerade, dass die kognitionstheoretische Betrachtung von Effizienz und Effektivität für die spätere (wahrgenommene) Qualität des Poduktes nur einen (und nicht mal besonders wesentlichen) Faktor darstellt. Ganzheitliche Ansätze wie der AttrakDiff gehen da schon mehr auf die menschliche Bewertung und Wahrnehmung von Produkteigenschaften ein.

Und wenn dann noch „Eine Alternative dazu sei ein sprachorientiertes Interface, meint er: ‚Man tippt einfach ein, was man tun will, und der Computer erledigt den Rest.'“ auftaucht, frage ich mich, ob der gute Herr Raskin entweder den Stein der Weisen in der automatisiserten Sprachanalyse und künstlichen Intelligenz entdeckt hat oder noch nie ein solches Interface bedienen musste. Am Ende muss der Nutzer nur eine noch viel kompliziertere Computer-gerechte Semantik erlernen, da die Software natürlich die natürlichsprachliche Ausdrucksweise nur in extrem engen Grenzen erkennt. Der Hinweis im Artikel auf Star Trek gibt da nicht viel Hoffnung.

Naja, insgesamt trotzdem ein interessanter Usability-Artikel, auf den ich hier gern verweise.